Penzing entdecken – Auflösung 2. Fotorätsel für Flaneurinnen und Flaneure

Kunst und Kultur genießen, etwas über die lokale Geschichte und aktuelle Entwicklungen erfahren – das können wir immer, wenn wir im öffentlichen Raum unterwegs sind. Als Einladung, bei den Alltags- oder Freizeitwegen die Stadtlandschaft, die Gebäude sowie bestimmte Details an den Fassaden bewusster wahrzunehmen und auch einmal vom kürzesten Weg abzuschweifen, ist diese Fotorätsel-Serie gedacht.

Dabei werden wir unsere „Kalebasse“ Matznerviertel (danke Florian Holzer für diesen Hinweis!) manchmal auch verlassen und bis an die weiten Grenzen Penzings gehen, die vielfältige Stadt- und Landschaften umschließen. Lassen Sie sich überraschen und halten Sie die Augen offen!

(c) Felicitas Konecny

 

 

Fotorätsel M-02:

 

Wo im Matznerviertel findet man dieses Mosaik?

 

Zusatzfrage: Wieso wurde es an dieser Stelle angebracht?

 

 

 

Diese Antwort kam von Wilhelm B. (vollständiger Name der Redaktion bekannt), der uns auch Links zum genauen Standort des Mosaiks und zum Stichwort „Zeiserlwagen“ schickte:

„Guten Tag, da ich es als Kind sehr, sehr oft gesehen habe, muss es sich wohl an dem Gemeindebau in der Lenneisgasse (dem neueren aus den 50er Jahren) befinden.“

Herzliche Gratulation dem Gewinner von zwei Tickets für einen Wiener SpaziergangViel Neues rund um den Hauptbahnhof“!

Auflösung: Das Mosaik befindet sich an der Ecke Linzer Straße 58 / Amortgasse 1-17. Die drei Gemeindebauten Lenneisgasse 4-8, Linzer Straße 60-62 und Amortgasse 1-17 liegen um einen gemeinsamen Gartenhof und bilden architektonisch ein Ensemble. Wohnhausanlage Amortgasse 1-17

Während die Gemeindebauten der Zwischenkriegszeit hauptsächlich durch ihre architektonische Gestaltung charakterisiert sind (also z.B. monumentale Tore, Erker, Fassadengliederungen mit Klinkerziegel), findet man bei den nüchternen Bauten der 50er- und 60erjahre meistens Werke von bildenden Künstler*innen wie Wandbilder oder Skulpturen. Die ästhetisch interessant gestalteten Motive sind oft „biedermeierlich“ zu nennen, nicht, weil sie sich wie in diesem Fall historisch auf das Biedermeier beziehen, sondern als vermeintlich „unpolitische“ Darstellungen von Natur, Kindern, glücklichen Kleinfamilien oder weit zurückliegenden historischen Ereignissen. Das kann man heute kritisch lesen, gleichzeitig erinnern uns diese Kunstwerke aber auch an Künstler*innen, die den Aufbruch dieser Zeit mitgestaltet haben. Hier ist es Johanna Schidlo-Riedl (1923-1972), die u.a. surrealistische und abstrakte Tapisserien, Gemälde und Zeichnungen schuf. Sie war Mitglied im legendären Art Club, stellte bei der Biennale in Venedig aus und das Dachatelier, das sie gemeinsam mit ihrem Mann Fritz Riedl am Sebastianplatz im 3. Bezirk hatte, (wo neben vielen anderen Künstlern Hans Weigel und Friedrich Torberg regelmäßig zu Gast waren) wurde für Thomas Bernhard der „Kunstschauplatz“.

Die Künstlerin Johanna Schidlo vor ihren surrealistischen Wandteppichen

Standard-Artikel über den Art Club

Wikipedia-Eintrag zu „Holzfällen“

Zeiserlwagen (oder Zeiselwagen) waren Vorformen eines öffentlichen Verkehrsmittels im 18. und frühen 19. Jahrhundert: Einfache Leiterwagen mit über die Seiten gelegten Sitzbrettern für 10-12 Personen und bei Regen mit Rohrdecken überdacht. Die Zeiselkutscher brauchten eine Lizenz und waren auch verpflichtet, die Pässe der Passagiere zu kontrollieren, aber es gab noch keinen Fahrplan und fixe Routen wie später bei den ebenfalls von privaten Fuhrwerkern betriebenen Stellwägen.

Die Umweltbedingungen in der von den Befestigungsmauern eingeschnürten Stadt waren schlecht, auch  die Vorstädte wurden immer dichter bebaut – Ausflüge aufs Land waren gerade für die Menschen, die sich keine eigene Kutsche leisten konnten, eine wichtige Erholung. Man hat diese natürlich gerne mit der Einkehr in einem Kaffeehaus, einem Brauhaus oder beim Heurigen verbunden. Von der Mariahilfer Linie konnte man auf der Poststraße (heute Linzer Straße) mit dem Zeiselwagen nach Penzing (das damals noch ein Dorf war), nach Baumgarten oder bis zur Hütteldorfer Brauerei, einem der “ansehnlichsten Brauhäuser” Niederösterreichs fahren.

Heute könnte man so eine Landpartie bei einer Fahrt mit dem 49er nachempfinden und beim Prilisauer oder im Fuhrmannhaus einkehren – wenn man aber der Natur nahe sein will, muss man wohl bis zum Großen Schutzhaus Rosental oder noch besser bis zur Rieglerhütte gehen.

Quelle: Wien Geschichte Wiki über Zeiselwagen und die Hütteldorfer Brauerei

 

Ein neues Fotorätsel folgt im nächsten Newsletter – halten Sie bei Ihren Wegen in Penzing die Augen offen, es lohnt sich auf jeden Fall…

 

Als Rätselredakteurin freue ich mich auf viel Resonanz!

 

Mit herzlichen Grüßen,

Felicitas Konecny

 

P.S. Mehr zu meiner Person finden Sie hier: Verein Wiener Spaziergänge