Kunst und Kultur genießen, etwas über die lokale Geschichte und aktuelle Entwicklungen erfahren – das können wir immer, wenn wir im öffentlichen Raum unterwegs sind. Als Einladung, bei den Alltags- oder Freizeitwegen die Stadtlandschaft, die Gebäude sowie bestimmte Details an den Fassaden bewusster wahrzunehmen und auch einmal vom kürzesten Weg abzuschweifen, ist diese Fotorätsel-Serie gedacht.

Fotorätsel M-13:

Wo im Matznerviertel befinden sich diese (und weitere ähnliche) Reliefs?

(c) Felicitas Konecny

Die Antwort wusste Winfried K.:

„Auf den 3 Eingangstoren der Schule in der Märzstraße 178-180 sind jeweils 2 dieser Bilder angebracht (6 Stück). Ich bin zwar in den 1960er Jahren selber dort in die VS gegangen, sie sind mir aber in meiner Schulzeit nicht aufgefallen… (da waren die Tore aber immer offen).“

Herzliche Gratulation zum Gewinn des Buches „Die letzten Geheimnisse Penzings. Geschichte und Geschichtchen“ von Günther Haberhauer, Dolores Weber und Roman Poczesniok.

Auflösung des Fotorätsels

Das Schulhaus in der Märzstraße 178-180 wurde in den Jahren 1911/12 nach Plänen des Stadtbaumeisters und Architekten Matthäus Bohdal junior errichtet. Der Bau dieser 3. Volksschule in Penzing wurde durch das starke Bevölkerungswachstum notwendig, bereits im ersten Jahr gingen 697 Mädchen durch das eine Schultor (Hausnummer 178) und 715 Knaben durch das andere (Nummer 180) – die strikte Geschlechtertrennung spiegelt sich auch in den Bronzereliefs an den Gittertoren wider, die Kinderspiele als Einübung in die damals gesellschaftlich erwünschten Rollenbilder zeigen.

Heute sind in diesem Gebäude eine Offene Volksschule, eine Schule mit Herz und eine Puma-Schule .

Der Architekt der Schule, Matthäus Bohdal junior, war der Sohn eines Hütteldorfer Baumeisters (Matthäus Bohdal senior), der die Firma seines Vaters sehr erfolgreich weiterführte und in Hütteldorf und Hadersdorf viele Wohnhäuser errichtete. Sein Spezialgebiet war aber der Schulbau, mindestens 9 Schulen in Wien wurden von ihm errichtet und zum Teil auch geplant. Von ihm stammt auch die Hauptschule der Stadt Wien, Wien 14, Hochsatzengasse 22-24 (gegenüber vom Baumgärtner Casino). Friedrich Achleitner lobt ihn dafür, dass er in seinen Planungen versuchte, vom Typ der „Schulkaserne“ wegzukommen und die Gebäude freier und großzügiger zu gestalten.

Das Architektenlexikon würdigt Bohdal so:

„Mit seinen großen formalen Qualitäten, seiner Sensibilität für ausgewogene Proportionalität und den durchwegs soliden Bauausführungen reiht er sich in die Riege jener Baumeister, die im Bauboom der Jahrhundertwende auch ohne akademische Ausbildung beachtliche baukünstlerische Leistungen erbringen konnten.“

Die älteste Schule

Die erste Schule in Penzing ist im 15. Jahrhundert nachgewiesen, 1453 wird ein Schulmeister Andreas Egger im Grundbuch genannt. Das erste Schulgebäude war im 18. Jahrhundert das Haus Penzinger Straße 68 (Ecke Diesterweggasse), diese Volksschule übersiedelte zunächst in die Diesterweggasse 23, dann auf Hausnummer 30 wo sie sich bis heute befindet, seit 1978 in einem von Arch. Gustav Peichl geplanten Gebäude. (Quelle: Heinrich Müller, „Schulen in Penzing“ in: Penzinger Museumsblätter, Heft 52, 1988)

Die neueste Schule

 Die neue Ganztagesvolksschule in der Dreyhausenstraße 19-25 (Baubeginn voraussichtlich im Herbst 2021) wird ihre Freiflächen vor allem in Form von Terrassen bekommen. Klimabewußt wird die Wärme- bzw. Kühlenergie aus einem Sondenfeld mit Tiefenbohrungen gewonnen.

Den Wettbewerb für dieses Schulgebäude hat das Büro kub-a – Karl und Bremhorst Architekten gewonnen, die im Bezirk zuletzt durch die Sanierung des Pensionistenwohnhauses an der Ameisgasse in Erscheinung getreten sind. Sie haben auch schon viel Erfahrung im Schulbau, u.a. befindet sich gerade ihr Bildungscampus Seestadt Aspern Nord in Fertigstellung. Für dieses nahezu energieautarke Gebäude haben sie zusammen mit den Spezialsten FIN und Mario Malli ein Konzept entwickelt, das Sonnenenergie, Windenergie, Erdwärme und Speichermasse nutzt.

Neue Freiluft-Klassenzimmer

Da diese neue Schule einen großen Teil der Freiflächen der Offenen Volksschule Märzstraße einnehmen wird, hat diese ein Projekt gestartet, an der Märzstraße und im angrenzenden Teil des Matznerparks „Freiluft-Klassenzimmer“ einzurichten – wir haben bereits darüber berichtet.

 

Ein neues Fotorätsel finden Sie ebenfalls in diesem Newsletter – halten Sie bei Ihren Wegen in Penzing die Augen offen, es lohnt sich auf jeden Fall…

Als Rätselredakteurin  freue ich mich auf viel Resonanz!

Mit herzlichen Grüßen,

Felicitas Konecny