Kunst und Kultur genießen, etwas über die lokale Geschichte und aktuelle Entwicklungen erfahren – das können wir immer, wenn wir im öffentlichen Raum unterwegs sind. Als Einladung, bei den Alltags- oder Freizeitwegen die Stadtlandschaft, die Gebäude sowie bestimmte Details an den Fassaden bewusster wahrzunehmen und auch einmal vom kürzesten Weg abzuschweifen, ist diese Fotorätsel-Serie gedacht.

Fotorätsel M-11:

In welcher Straße im Matznerviertel findet man dieses und weitere 43 Gesichter an den Fassaden?

Drei richtige Antworten haben uns erreicht:

  • Winfried K.: „Diesen Maskaron findet man in der Dreyhausenstraße 17, neben der Pizzeria Il Primo.“
  • Uwe H.: „Das Foto wurde in der Dreyhausenstraße 17 aufgenommen.“
  • Friedrich L.: „Das gesuchte Objekt befindet sich in der Dreyhausenstraße 17.“

Herzliche Gratulation den Gewinnern der süßen Gutscheine der Xocolat Manufaktur!

Die Xocolat Manufaktur ist ein Handwerksbetrieb, der seit drei Jahren im Wirtschaftspark Breitensee High-End-Schokoladen und -Konfekt produziert. Zum Einlösen der Gutscheine muss man sich allerdings in eines der vier Xocolat Kontore begeben! Das zum Matznerviertel nächstgelegene befindet sich in Hietzing, Lainzer Straße 1 und hat als Teil des Lebensmittelhandels auch während des Lockdowns geöffnet.

Auflösung

Die Gegend um die Dreyhausenstraße wurde erst ab 1890 parzelliert, die Straße erhielt im Jahr 1899 ihren Namen (dazu siehe weiter unten). Nach dem Generalstadtplan waren an dieser Straße im Jahr 1904 nur 8 von insgesamt 46 Parzellen bebaut, 1912 gab es bereits 21 Gebäude. Aber noch 1926 werden im „Lehmann“ (Wiener Namens-, Berufs- und Adressverzeichnis) 7 Grundstücke als Baustellen, 6 als Gärten und eines als Lagerplatz bezeichnet. Und auf dem Areal westlich der Ameisgasse, wo 1971-74 das hochmoderne Pensionistenheim nach Plänen der Architektin Ilse Vana errichtet wurde, gab es damals einen Sportplatz.

Von der Weingegend  zur Wohngegend

Heute schwer vorstellbar ist, dass um 1820 hier noch hauptsächlich Weingärten waren, die Flurbezeichnung war „Neubergen“ (was so viel bedeutet wie neue Weinriede), während sich nördlich der Hütteldorfer Straße die Riede „Unter Altenbergen“ und „Ober Altenbergen“ erstreckten, sowie der Kendlerpark, der sich zunächst von der Breitenseer Straße bis zur Hütteldorfer Straße und von der Kendlerstraße bis zur Leyser Straße erstreckte. Übrig geblieben davon sind der Ordelt-Park und der Park des Kommandogebäudes General Körner. Von letzterem wird ein Teil (ca. 15.000 m²) mit der Fertigstellung der neuen Wohnbauten an der Leyserstraße und der Spallartgasse für die Öffentlichkeit zugänglich.

Das Haus Dreyhausenstraße 17 wurde zwischen 1904 und 1912 errichtet,  laut „Lehmann“ von 1926 war   der Baumeister F. Meißner der Eigentümer und im Haus lebten 40 (erwachsene) Personen, die Berufe umfassten ein weites Spektrum von der Bedienerin bis zum Sänger. Der Gastwirt Josef Reisinger bewirtete seine Gäste allerdings nicht hier in dem Ecklokal, sondern in der Mitisgasse 23.

Maskaron – Gussteile aus dem Katalog

Reliefs mit Gesichtern wie hier über dem Eingang findet man auf vielen Gebäuden. Wenn sie allegorische oder groteske Züge tragen, werden sie als „Maskaron“ bezeichnet, abgeleitet von den Masken des antiken griechischen Theaters. Beliebtheit erlangten sie wieder im Barock und in der Folge im Neobarock der Gründerzeit, aber auch im Jugendstil. Für Zinshäuser wurden dafür (wie auch für die anderen Fassadendekorationen) zumeist industriell angefertigte und nach Katalog zu bestellende Gussteile verwendet – manchmal wurden sogar nebeneinanderliegende Häuser nach den gleichen Plänen und mit gleichen (oder spiegelsymmetrischen) Fassaden gebaut.

Kunst im Gemeindebau

Bei der Zählung der Gesichter an den Fassaden habe ich aber auch die „Kunst am Bau“ der beiden Gemeindebauten einbezogen. Das Gebäude auf Nummer 28-30 ist einer der wenigen Wohnbauten, die in der Zeit des Nationalsozialismus errichtet wurden (Architekt Rudolf Felsenstein, 1942). Die Fassadengestaltung mit den betonten Umrahmungen der Fenster entspricht dem rückwärtsgewandten Stil dieser Ära, doch die Typologie mit einem Durchgang und Zugängen zu den Stiegenhäusern vom Innenhof wurde beibehalten. Über der Durchfahrt befindet sich ein allegorischer Figurenfries (Künstler nicht genannt).

Der Gemeindebau Dreyhausenstraße 46 (1955-57, mit dem Mosaikbild „Mutter und Kind“ von Leopold Birstinger) ist ein spätes Werk des Architekten Anton Brenner (1896-1957), der als innovativer Wohnbauarchitekt und Lehrer am Bauhaus in Dessau u.a. auch Atriumhäuser in der Wiener Werkbundsiedlung plante. Sein Hauptwerk in Wien ist im Rahmen des Anton Brenner Wohnungsmuseums  zu besichtigen.

Zum Straßennamen: 1899 vom Gemeinderat beschlossen, ehrt dieser Gustav Dreyhausen Edler von Ehrenreich (1839-1884), der als Direktor der „Wiener Tramway-Gesellschaft“ und später der „Neuen Wiener Tramway-Gesellschaft“ u.a. dafür sorgte, dass zunächst eine Pferdetramway von der Mariahilfer Linie bis Breitensee verkehrte und ab 1885 eine Dampftramway die Vororte Breitensee, Baumgarten und Hütteldorf mit der Stadt Wien verband. Als Immobilienentwickler gab er den Anstoß für eine „Breitenseer Cottage“ (zwischen Kendler- und Matzingerstraße).

(Quellen: 1) Penzinger Museumsblätter, Heft 72; 2) Breitensee in alter, neue und neuester Zeit. Ein aktualisiertes Heimatbuch des Bezirksteiles „Breitensee“, herausgegeben von Günther Haberhauer, Roman Poczesniok, Dolores Weber, Heinrich May (+), 1933 und 2020)

Wer mehr zur Entwicklung der Straßenbahn in Penzing erfahren möchte, sollte (sobald dies wieder möglich ist) das Bezirksmuseum Penzing besuchen. Dort ist Herr Friedrich Schandera der Experte für alles, was auf zwei Schienen fährt!

 

Ein neues Fotorätsel folgt im nächsten Newsletter – halten Sie bei Ihren Wegen in Penzing die Augen offen, es lohnt sich auf jeden Fall…

Als Stadt- und Architekturführerin, die ihre Berufung zur Rätselredakteurin entdeckt hat, freue ich mich auf viel Resonanz!

Mit herzlichen Grüßen,

Felicitas Konecny

 

P.S. Mehr zu meiner Person finden Sie hier: Verein Wiener Spaziergänge

Auflösung zum Fotorätsel Nr. 10