Presseartikel vom Kurier vom 16.12.2015  Kurier 15-12-2015

 

Bekanntschaft mit dem Unbekannten

Infoabend zum Thema „Flucht aus Syrien“ in der Sargfabrik war ein voller Erfolg

Medieninformation der Grätzl-Initiative Lebenswertes Matznerviertel, 15. 12. 2015

 

Der Ansturm auf einen Informationsabend in der Sargfabrik mit syrischen Flüchtlingen war groß. Vier Menschen haben vor ca. 150 Interessierten ihr Leben vor und nach der Flucht geschildert und dem Begriff „Flüchtling“ ein Gesicht und eine Geschichte gegeben. Das Land, das sie verlassen mussten, durften die BesucherInnen durch eine Fotoausstellung, traditionelle Musik und ein herrliches Buffet, gespendet von NENI und zwei syrischen Gästen, kennenlernen.

Im Saal war es mucksmäuschenstill als der 24jährige syrische Zahnmedizinstudent Majd beginnt zu erzählen: er war bereits im 4. Semester auf der Universität von Kairo als er Äypten verlassen sollte, um in den Krieg zu ziehen. Da er weder töten noch sterben wollte, machte er sich auf den Weg nach Europa. Über die traumatisierende Flucht kann er (noch) nichts erzählen, doch eloquent wird Majd wieder, wenn es um seine Zukunftspläne geht: er möchte in Wien Zahnmedizin oder Lebensmitteltechnologie studieren. Die dazu nötigen Deutschkenntnisse eignet er sich gerade an, wobei er bereits jetzt in einwandfreiem Deutsch mitdiskutieren kann. Auch die 18jährige Huda sieht Sprache als Schlüssel für einen gelungenen Start in ihr neues Leben in Österreich. Die Schülerin spricht leise aber bestimmt und bedankt sich mehrmals für die Möglichkeit hier zu leben, auch wenn sie derzeit in der Notunterkunft Leyserstraße mit 5 Personen ihrer Familie ein Zimmer teilt.

Vom Direktor zum Flüchtling

Die Geschichten der beiden jungen Menschen machen betroffen, doch die Geschichten von Hanada, einer 50 jährigen Mathematik-Professorin, und Omar, einem ehemaligen Schuldirektor, verdeutlichen erst die Ausweglosigkeit, die Menschen in die Flucht drängt. Diese beiden Menschen wurden, so wie viele andere, aus der Mitte des Lebens herausgerissen und sind jetzt komplett auf die Hilfe Anderer angewiesen. Dabei wollen beide keine Almosenempfänger sein, sondern ihr Leben so schnell wie möglich wieder selbst in die Hand nehmen. Die Möglichkeit zu arbeiten ist dafür natürlich entscheidend.

Menschen wie wir

P1010256Wichtiger als alles andere, sei aber lt. dem Musiker Salah Ammo, der selbst vor zwei Jahren nach Österreich geflohen ist und den Abend mit seinen Liedern begleitete, die Geflohenen als gleichwertig zu akzeptieren und ihnen auf Augenhöhe zu begegnen. Was selbstverständlich klingt, ist allerdings im Alltag eine Herausforderung und gerade deshalb sind Veranstaltungen wie der Infoabend in der Sargfabrik wichtig meint Hubert Fragner, einer der Initiatoren des Abends. „Die Diskussionen der vergangenen Monate sind oft geprägt von Gerüchten und Verallgemeinerungen. Mit der Veranstaltung wollten wir die menschliche Seite der Flucht zeigen, Vorurteile abbauen und zu einem menschlichen Miteinander im Matznerviertel beitragen.“, so Fragner.

Das Thema auf eine persönliche Ebene zu holen ist auf jeden Fall gelungen, denn am Ende des Diskussion war klar: es kann jeden und jede treffen und alleine deshalb sind wir verpflichtet den Menschen, die alles verloren haben, zu helfen ein neues Leben aufzubauen. Im zweiten Teil der Veranstaltung wurden daher Hilfsorganisationen und die Möglichkeit der Mithilfe vorgestellt, kompetent und stimmig moderiert von Karin Steger.

 

Sie wollen sich auch engagieren?

Folgende Organisationen präsentierten sich vor Ort und freuen sich über freiwilliges Engagement:

 

Weitere Informationen

über den Infoabend und über den Verein für ein „Lebenswertes Matznerviertel“ erhalten Sie auf www.matznerviertel.at – Kontakt: Hubert Fragner fragnerh@gmail.com

 

Fotos: